Pflegegrad beantragen - wie geht das?
Leitfaden für die Beantragung eines Pflegegrades mit Beispielformularen.
Leitfaden für die Beantragung eines Pflegegrades mit Beispielformularen.
Stehen Sie vor der Herausforderung, einen Pflegegrad für Ihre Eltern, Familienmitglieder oder für sich selbst zu beantragen? Dies kann auf den ersten Blick eine verwirrende und komplexe Aufgabe sein. Aus diesem Grund haben wir in diesem Artikel eine Schritt-für-Schritt Anleitung erstellt, wie Sie den Prozess gekonnt meistern.
Bevor Sie einen Pflegegrad beantragen, ist es wichtig zu verstehen, was ein Pflegegrad überhaupt ist und für was er nützlich ist. Ein Pflegegrad ist eine Leistung der Pflegeversicherung, die Ihnen ein monatliches Budget zur Verfügung stellt, um Leistungen der Pflegeversicherung zu erhalten. Die Höhe des Budgets orientiert sich am Pflegegrad und wird mit steigendem Pflegegrad entsprechend höher (Pflegegrad 1 bis 5). Die Einstufung in den jeweiligen Pflegegrad orientiert sich wiederum an der Pflegebedürftigkeit und Selbstständigkeit, sodass bei steigendem Unterstützungsbedarf auch ein höheres Budget zur Verfügung steht.
Ein Pflegegrad ist in erster Linie wichtig, um Leistungen der Pflegekasse in Anspruch nehmen zu können. Dabei können Sie unterscheiden, ob Sie Geldleistungen (das Pflegegeld) oder Sachleistungen (z.B. eines ambulanten Pflegedienstes) erhalten möchten.
Das Pflegegeld ist eine monatliche Geldleistung der Pflegekasse, die Ihnen zur Verfügung gestellt wird, um eigenständig Ihre Pflege und Unterstützung zu organisieren. Somit können Sie z.B. eine Pflegeperson bezahlen, die Sie regelmäßig unterstützt.
Die Sachleistungen werden von einem professionellen Unternehmen erbracht, wie z.B. einem ambulanten Pflegedienst, und unterstützen Sie z.B. bei der Körperpflege, der Hauswirtschaft, oder bei Einkäufen. Ambulante Pflegedienste arbeiten dafür mit einem festen Leistungskatalog, der mit allen Pflegekassen abgestimmt ist. Je nach Höhe des Pflegegrades können Sie somit im Rahmen des verfügbaren Budgets die Leistungen des Pflegedienstes in Anspruch nehmen.
Jede Person, die in Deutschland krankenversichert ist, kann im Falle einer Pflegebedürftigkeit einen Pflegegrad beantragen. Vorausgesetzt wird, dass Sie in den letzten zehn Jahren mindestens zwei Jahre selbst in die Pflegeversicherung eingezahlt haben oder familienversichert waren.
Um einen Pflegegrad zu erhalten, muss eine Einschränkung in Ihrer Selbstständigkeit oder in Ihren Fähigkeiten für mindestens 6 Monate bestehen. Wenn Sie also nach einer Krankheit oder einem Unfall nur vorübergehend für einige Wochen auf Hilfe angewiesen sind, erfüllt dies die Voraussetzungen für den Pflegegrad nicht.
Eine Pflegebedürftigkeit muss dabei nicht nur im Alter entstehen, auch nach einer Verletzung, wie z.B. einem Bandscheibenvorfall, können Sie über einen längeren Zeitraum Hilfe im Alltag benötigen und somit einen Pflegegrad erhalten.
Sollten Sie sich unsicher sein, ob Sie die Voraussetzungen für einen Pflegegrad erfüllen, können Sie sich gerne mit uns in Verbindung setzen. Wir beraten Sie ausführlich zu Ihren Möglichkeiten und begleiten Sie beim Antragsprozess.
Unser Tipp: Stellen Sie den Antrag so früh wie möglich.
Denn der Zeitpunkt für den Beginn des Leistungsanspruchs ist das Antragsdatum. Mit einem Antrag können Sie im ersten Schritt nichts falsch machen und sind nicht auf eine bestimmte Anzahl begrenzt.
Die Schritte für die Beantragung eines Pflegegrades sind:
Beim Antrag selbst müssen Sie zunächst nur Ihre Kontaktdaten, Versichertennummer, und das Datum angeben.
Unser Tipp: Geben Sie zusätzlich die beanspruchten Leistungen an (z.B. Sachleistungen). Diese können Sie später jederzeit bei Bedarf wieder ändern.
Für den Antrag gibt es keine vorgeschriebene Form, somit ist auch eine Übermittlung per Post, Fax, E-mail oder auch telefonisch möglich.
Unser Tipp: Wir empfehlen Ihnen, den Antrag nachweislich zu stellen, also schriftlich per Einschreiben oder per Fax.
Viele Pflegekassen bieten auf ihrer Internetseite Antragsformulare an, die Sie herunterladen und ausfüllen können. Einige Kassen bieten sogar Online Anträge an, die Sie sofort ausfüllen und versenden können. Eine Übersicht der gängigsten Pflegekassen haben wir hier für Sie zusammengetragen:
Sollte Ihre Krankenkasse in der Liste nicht aufgeführt sein, können Sie im Internet auf der jeweiligen Website nach einem passenden Antrag suchen. Alternativ können Sie auch ein formloses Schreiben verwenden, dazu können Sie gerne unsere Vorlage verwenden, die Sie hier finden.
Unser Tipp: Nutzen Sie, falls möglich, das Online Verfahren Ihrer Krankenkasse oder die vorgefertigten Formulare. Somit stellen Sie sicher, dass der Antrag zur richtigen Adresse gesendet und schnellstmöglich bearbeitet wird.
Sind Sie sich beim Ausfüllen des Antrags unsicher oder haben Sie Fragen? Sprechen Sie uns an, unser Team unterstützt Sie gerne.
Innerhalb weniger Tage nach Eingang des Antrags wird Ihnen ein Fragebogen zugesandt, in dem detaillierte Angaben zu den Einschränkungen gemacht werden sollen. Anschließend senden Sie den Fragebogen zurück an die Krankenkasse.
Unser Tipp: Gehen Sie nicht zu tief ins Detail, sondern lassen Sie ausreichend Freiraum, dass sich der Gutachter während des Begutachtungstermins einen unvoreingenommenen Eindruck verschaffen kann.
Gerne unterstützen wir Sie beim Ausfüllen des Antrags, falls Sie Hilfe benötigen.
Innerhalb weniger Wochen nach Antragstellung findet der Hausbesuch durch einen Mitarbeiter des medizinischen Dienstes statt (der “MDK” oder “MD”). Wie der Besuch abläuft und auf was Sie achten sollten, erfahren Sie in unserem Artikel hier.
Unser Tipp: Lassen Sie, falls möglich, die pflegebedürftige Person während des Begutachtungstermin nicht alleine. Ziehen Sie die Unterstützung von Angehörigen oder bestenfalls eines erfahrenen Pflegedienstes heran, um den Termin bestmöglich zu meistern.
Innerhalb von maximal 25 Tagen nach dem Begutachtungstermin liegt Ihnen dann die Entscheidung des medizinischen Dienstes vor. Wenn Sie mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind, können Sie innerhalb von vier Wochen Widerspruch einlegen. Der Widerspruch kann formlos erfolgen, achten Sie jedoch auf eine schlüssige, fachliche Begründung.
Diese erreichen Sie am besten, wenn Ihnen das Gutachten des medizinischen Dienstes vorliegt. Somit können Sie auf die genauen Punkte eingehen, in denen Sie dem Gutachten widersprechen. Sollte Ihnen das Gutachten nicht vorliegen, fordern Sie dies schnellstmöglich an.
Gerne können wir Sie bei der Formulierung Ihres Widerspruchsschreibens unterstützen.
Nachdem Sie einen Pflegegrad erhalten haben, kann die Unterstützung beginnen. Gerne beraten wir Sie ausführlich, welche Möglichkeiten Sie im Rahmen des Pflegegeldes und der Sachleistungen haben und stellen einen auf Sie zugeschnittenen Versorgungsplan zusammen.
Sprechen Sie uns gerne an, wir freuen uns auf Sie!